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  • Historischer Salon mit antiken Möbeln und Gemälden an der Wand

„Ein Kunstwerk berührt uns mehr, als wissenschaftliche Berichte“

Das Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein (BEI) arbeitet seit vielen Jahren eng mit den Landesmuseen zusammen. Bildungsreferentin Nicole Gifhorn erklärt im Interview, warum Museen ganz besondere Orte sind, um die Frage zu verfolgen, was wir tun können, um unsere Welt etwas fairer, solidarischer und friedlicher zu gestalten.

Frau Gifhorn, Sie sind Bildungsreferentin für Globales Lernen, beim BEI angestellt, im Rahmen einer Kooperation aber im Bereich der Bildung und Vermittlung der Landesmuseen tätig. Was genau ist Ihre Aufgabe und was haben wir uns unter Globalem Lernen vorzustellen?
Meine Aufgabe ist es, die kulturelle Bildungsarbeit der Landesmuseen mit entwicklungspolitischer Bildungsarbeit zu verbinden. Im Mittelpunkt steht immer die Frage, wie wir uns hier vor Ort entwickeln und verändern müssen, um gerechtere Lebensverhältnisse nicht nur hier vor Ort, sondern auch in anderen Teilen der Welt zu ermöglichen. Globales Lernen ist ein Bildungsansatz, der sich seit Jahrzehnten wissenschaftlich fundiert mit den unterschiedlichen ökologischen, sozialen wie auch ökonomischen Sichtweisen auf unsere Welt und damit verbundenen Werten beschäftigt sowie den Konflikten, die dadurch entstehen. In einem zweiten Schritt geht es darum, die Informationen und Fakten persönlich zu reflektieren. Fragen zu stellen. Was macht das mit mir? Welche Schlüsse ziehe ich daraus für mich? Und schließlich wäre es wünschenswert, in einem dritten Schritt selbst ins Handeln zu kommen.

Wie könnte dieses Handeln aussehen?
Das kann ganz unterschiedlich sein. Ich kann mich weiter über das Thema informieren, anderen davon berichten, mein eigenes Verhalten ändern - und beispielsweise anstelle eines Papiereinwegbechers möglichst oft einen Mehrwegbecher benutzen - oder mich zum Beispiel auch politisch engagieren. Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung holt uns alle bei der Frage ab: Was können wir tun, um unsere gemeinsame Welt etwas fairer, solidarischer und friedlicher zu gestalten?

Welche Rolle können Museen bei all dem spielen?
Museen sind ein besonders fruchtbarer Ort für Globales Lernen. Viele Ausstellungsstücke – ob auf Schloss Gottorf oder den anderen Häusern der Landesmuseen (MEHR...) – bieten nicht nur einen Anlass, um gesellschaftliche Themen aufzugreifen, sie ermöglichen es uns auch, zu entscheiden, wieviel wir von uns persönlich einbringen wollen. Kommen wir anhand eines Exponates zum Beispiel auf die strukturelle Benachteiligung von Frauen, so bin ich bzw. sind Sie nicht automatisch in der Situation, über Ihre eigenen Erfahrungen sprechen zu müssen. Sie können es tun, können aber auch auf der sachlichen Ebene bleiben. Abgesehen davon berührt uns beispielsweise ein Bild manchmal mehr als detaillierte wissenschaftliche Prognosen und motiviert uns dazu, uns auf ein Thema einzulassen.

Welche konkreten Angebote gibt es für unsere Besucher*innen aktuell in Sachen Globalem Lernen?
Ein Beispiel ist die Ausstellung Worldprocessor im Gottorfer Globushaus (bis 27. Oktober, MEHR…). Dort können Sie sich 25 beleuchtete Globen des in New York lebenden Künstlers Ingo Günther anschauen. Dabei nutzt er seine Globen als Kommunikationsmedium, um über globale Phänomene zu informieren, indem er politische Konflikte, soziale Spannungen, ökologische und ökonomische Zusammenhänge mit grafischen Mitteln visualisiert. Passend zu den auf den Globen präsentierten Themen läuft dort aktuell eine Veranstaltungsreihe, die ich entwickelt habe. Zwei Termine stehen noch aus. So liest Steven Ken Ojo aus seinem autobiographischen Bericht Denk‘ noch mal nach, bevor du dein Leben riskierst! über illegale Flucht, Asyl und Integration (23. August 18 Uhr, Anmeldung und weitere Infos gibt es HIER…). Am 3. Oktober um 14 Uhr gibt es im Schloss (MEHR…) eine Musik- und Tanzaufführung von Jugendlichen der Kunstakademie IYASA aus Simbabwe.

Und wie sieht es mit der Dauerausstellung im Schloss selbst aus?
Hier bieten wir regelmäßig eine Führung mit unseren syrischen Museumsguides Sawsan Salim und Nwira Alhallak an. Titel und Thema: „Von Schleswig nach Vorderasien und zurück. Schloss Gottorf im Spiegel anderer Kulturen“. Während dieser besonderen Führung besuchen wir ausgesuchte Exponate im Museum. Dabei tauchen wir nicht nur in die schleswig-holsteinische Geschichte ein, sondern schlagen auch eine Brücke zu Orten und Ereignissen in Vorderasien - Tausende von Kilometern von uns entfernt (Sa., 24. August, 14 Uhr, MEHR...).

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